Lobbackorgel ist Teil schützenswerter Kultur Weltkulturerbe in Haselau

Landeskirchenmusikdirektor Hans-Jürgen Wulf

Die Orgel ist von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt worden. Wir haben den obersten Orgelspieler der Nordkirche gefragt, wie er das einschätzt. Landeskirchenmusikdirektor Hans-Jürgen Wulf hat übrigens als Orgelsachverständiger einen ganz entscheidenden Anteil am Bau der Lobbackorgel in der Dreikönigskirche. Hier ein Interview mit ihm:

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Herr Wulff, die Orgeln sind jetzt auch ganz offiziell Weltkulturerbe. Wie schätzen Sie das ein?

Diese Entscheidung freut mich sehr, denn sie gibt dieser großen und lebendigen Tradition des Orgelbaus – und des Orgelspiels in unseren Kirchen – eine Aufmerksamkeit, die sie verdient hat und die gut tut. Die Marschen an der Nordsee gelten als die älteste Orgelregion der Welt. Die Nordkirche hat in Hamburg über 500 Jahre lückenlos dokumentierte Orgelbautradition, wertvolle historische Orgeln sind in der gesamten Nordkirche erhalten, in Mecklenburg und Vorpommern findet sich die größte zusammenhängende Orgellandschaft mit Instrumenten des 19. Jh. Und das alles ist eben nicht nur lokal bedeutend sondern nun Weltkulturerbe, für das Kirchen und Gemeinden schon seit Generationen immer wieder einstehen. All dies rückt nun in den Fokus einer breiten Öffentlichkeit! Gut so.

Können Sie uns erklären, was für Sie das Besondere an diesem Instrument ist? 

Das Besondere ist für mich die klangliche Vielfalt, vom Säuseln bis zum Brausen, eine Art Orchester, aber von einem einzigen Menschen zu spielen. Und faszinierend ist die Mischung von Kunst und Handwerk im Orgelbau, von Architektur und Klang im Kirchraum, keine Orgel wie die andere, alle Unikate und Ausdruck der Liebe der Menschen zu ihrer Kirche vor Ort.

Wenn Sie ein paar Orgel als besondere Beispiele in Hamburg und Umgebung nennen könnten - welche wären das?

Zum Beispiel die gerade restaurierte Orgel der St. Pankratiuskirche in Neuenfelde von einem der bedeutendsten Orgelbauer, Arp Schnitger, der dort seine Werkstatt hatte, in der Kirche begraben ist und schon vor fast 300 Jahren Orgeln bis nach Brasilien lieferte.

Oder die „gesichtslose“ Orgel in der Ansgarkirche in Langenhorn, hinter einem Betongitter versteckt. Entstanden in Zusammenarbeit mit Hans-Henny Jahnn, dem wir die Rettung der größten Schnitger-Orgel in der Hauptkirche St. Jacobi im 20. Jh. verdanken.

Die neue Rohlf Orgel in der Bergstedter Kirche, die sich als moderne Orgel auf einer sehr kleinen Empore wie selbstverständlich in eine der ältesten Kirchen Hamburgs einfügt, gehört auch dazu.

Und die neue Orgel in Trittau von 2016, die bei der Anlieferung von 800 Menschen der Gemeinde begrüßt und auf dem Weg zur Kirche begleitet wurde – und bei deren Einweihung eine Orgelwette von der Gemeinde gewonnen wurde, dass sie lauter singen könnte als die neue Orgel spielen.

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Das Interview wurde für das Onlineportal der Hamburger Kirchenkreise www.kirche-hamburg.de geführt.